Das Nördliche Königreich
Verehrte Geordnete, Gezeichnete, Geschworene und Gebietende,
im Folgenden möchte ich Ihnen einen Überblick über das Nördliche Königreich verschaffen und somit eine Grundlage Ihrer Entscheidungen hinsichtlich weiterer Infiltration und Bekämpfung erzeugen. Für die Informationen, die Sie gleich hören werden, haben viele Agenten hart und unermüdlich gearbeitet. Wir haben es letztendlich geschafft, eine Karte zu verfassen, welche die wichtigsten Installationen und mögliche Angriffsziele enthält, darüber hinaus freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Ich empfehle Ihnen, sich eine Kopie der Karte bereitzulegen, da Sie sonst möglicherweise meinen Ausführungen nur schwer folgen können.
Die meisten von Ihnen werden die wichtigsten Gebiete bereits kennen. Im Norden sehen wir den Randwald mit königlichem Jagdschloss und einem armseligen Holzfällerdorf. Der König sucht einmal im Jahr Entspannung bei der Jagd und verzichtet dabei fast vollständig auf seine sonst so zahlreichen Wachen. Auch der königliche Umzug von der Hauptstadt ins Jagdschloss ist alljährlich ein festliches und für uns interessantes Ereignis, bekommen einfache Bauern ihren Herrscher doch sonst niemals zu Gesicht.
Im Nordwesten beginnt das Viel zu hohe Gebirge. In den Ausläufern betreiben die Menschen ein paar Minen und Steinbrüche, das Königreich endet jedoch bald mit einem einsamen Wachturm. Der Randwald schiebt sich die Bergketten hinauf, muss jedoch ebenfalls bald kapitulieren und geht in eine steile und zerklüftete Wiesen- und später Felslandschaft über. Die Wirtschaft des Feindes scheint hier angreifbar, doch muss ich dringend raten, das Gebirge zu meiden. Der Götteranker ist nicht weit, und das Verhalten der allseits präsenten Zwerge ist nicht kalkulierbar!
Im Nordosten ist, verzeihen Sie mir die Metapher, das Festmahl für uns angerichtet. Um unser Ziel zu erreichen, muss jedoch leider das gesamte Königreich durchquert werden. Um die Sache noch schlimmer zu machen, befindet sich mitten in den verregneten Einöden vor dem Pilzwald eine mächtige Stadt. Sie ist von der Größe her mit der Königs- oder gar unserer schönen Kultstadt vergleichbar, wird jedoch nicht so stark bewacht. Dummerweise werden an diesem Ort die besten Ritter des Königs ausgebildet, und bestätigten Berichten zufolge gibt es dort auch magische Präsenz. Die Bauern dagegen sind nicht zu beneiden. Dem Boden dort sind nur mühsam Früchte und Getreide abzuringen. Die Bevölkerung kämpft ständig gegen Missernten und den Winter. Hauptsächlich werden das Grasland, die Heiden und Hochmoore daher für die Viehzucht genutzt. Die Wälder sind darüber hinaus ein Paradies für Fallensteller und Jäger. In ihrem Hochmut haben Magier versucht, einen Gürtel aus fruchtbaren Feldern um die Stadt herum zu errichten. Ihr Erfolg hatte jedoch einen Preis, denn sie entzogen dafür dem Boden in weitem Umkreis das Leben.
Wenden wir uns nun der größten Stadt in dieser Domäne zu – der Königsstadt. Sie finden sie im Zentrum der Karte, schwer zu übersehen. Diese Stadt bildet derzeit das politische Zentrum der Menschen der Randwelt. Innerhalb der riesigen schützenden, spitz zulaufenden Mauern residiert der gesamte Hofstaat zusammen mit dem größten Teil der stehenden Armee und einigen tausend Untertanen. Der König selbst residiert in einem weitläufigen Schloss ohne größere Befestigungsanlagen, da er jene der Stadt für ausreichend hält.
Die Stadt ist so groß, dass sechs Hauptstraßen von ihr wegführen. Außerdem durchquert ein für uns nicht unproblematischer Strom die Stadt von Norden nach Süden, aus dem Gebirge kommend. Es ist noch ein ganzes Stück bis zur Küste im Süden, und die wachende Festung auf einer vorgelagerten Insel verhindert das Eindringen zu großer Schiffe oder gar einer feindlichen Flotte.
Pause für besorgtes Gemurmel
Die zentrale Provinz des Reiches ist von Wiesen und Wäldern geprägt und relativ flach. Hier befindet sich die Kornkammer der Menschen, eine unermesslich große Kornkammer sogar, vielleicht die größte in der gesamten Randwelt. Nach Westen zu wird das Land hügeliger, hier bestimmen Obsthaine und Weinberge die Landschaft. Unten links auf der Karte sehen Sie den Übergang in die südliche Provinz.
Pause für beifälliges Lachen
Sie, verehrte Gebietende, haben hart daran gearbeitet, die Grenze zu sichern, aber im Gegenzug wurde auf der nördlichen Seite des Grenzflusses eine starke Verteidigung aufgebaut. Dennoch wird dies wohl der Einfallpunkt unserer Wahl werden, denn im Norden zwischen den Weinbergen steht eine wachende Festung, die Feinde aus dem rechtlosen Mittelgebirge abwehren soll. Noch weiter im Norden, am Ufer des Sees der Tausend Inseln, steht das Reichsgefängnis. Dessen Insassen sind zum Lehmabbau verdonnert oder sogar in die Minen verbannt worden. Die Befreiung der Häftlinge könnte diese Region destabilisieren und uns weitere Verbündete verschaffen. Ich bitte den Hohen Rat, Dieses zu bedenken.
Lassen Sie mich nun zum Ende kommen. Rechts unten im Südosten der Karte sehen Sie eine relativ leere Fläche. Keine Sorge, ich will nicht vorschlagen, einen Vorstoß durch die Wüste zu unternehmen. Unsere Flotte könnte allerdings am Nordostufer des Großen Meeres anlanden. Dies gäbe uns die Möglichkeit, die große Oststraße zu nutzen. Die Festung an dieser Straße ist dafür gedacht, Nomadeninvasionen aus der östlichen Wüste abzuwehren. Potenziell problematisch? Ja. Jedoch gibt es einen Kriegsherrn, welcher den Wachturm auf dem Berg zwischen Oststraße und Hauptstadt besetzt hält und von dort aus über das Land wacht. Ich weiß nicht warum es dem Königsheer nicht gelingt, dieses Ärgernis vor der Haustür des Königs zu beseitigen, aber das macht diesen Herrn zu einem wichtigen Verbündeten – auch ohne dass wir ihn fragen.
Abschließend möchte ich nun einen kurzen Report über die Städte und Militäranlagen liefern. Im Königreich existieren zwei Riesenstädte – die Hauptstadt und die Nordstadt, welche unserer Kultstadt ebenbürtig sind. Des Weiteren kann es zu Konflikten mit der schwimmenden Kristallstadt kommen – deren Permutation der Aufenthaltsorte ist uns leider nicht bekannt. Eine Ebene unter dem König und den Magistraten der Ritter- und Magierorden herrschen sechs Fürsten in sechs Provinzstädten. Eine liegt am Randwald, die zweite am Fuß des Viel zu hohen Gebirges, eine dritte im Zentrum der "Kornkammer", zwei weitere flankieren den Berg des "Kriegsherrn" und die letzte liegt direkt am Großen Meer und ist damit die einzige echte Hafenstadt. Die sechs Fürsten herrschen über unzählige kleine und bedeutungslose Dörfer. Ich habe des Weiteren acht Festungen gezählt, kann jedoch nicht ausschließen, dass es an geheimen Orten weitere militärische Einrichtungen gibt. Die Festungen gehören führenden Ordensmitgliedern, welche auch über die nähere Umgebung herrschen. Konflikte mit Fürsten sind dabei an der Tagesordnung, aber die Ausnutzung dieser Schwachstellen überlasse ich ganz Ihnen.
Die Überwachung des Großen Meeres gehört zwar nicht zu meinen Aufgabengebieten, doch können weitere Informationen im Hinblick auf unsere geplante Flotte nicht schaden: Im Zentrum der Randwelt liegt auch das Zentrum der Macht des Zauberers Convoluzius im Dirac-Turm.
Auf einer Insel mitten im See erhebt sich über einhundert Meter hoch die Residenz des inoffiziellen Herrschers und nur wenigen ist es erlaubt seine Insel zu betreten oder gar in seinen Turm zu gelangen. Um diese Regel einzuhalten, patrouillieren magische Bestien das Land, wurden magische Fallen installiert und zuletzt gibt es immer noch den skurrilen Fährmann, an dem fast jeder beharrliche Besucher scheitert.
Ebenfalls im See befindet sich die Kristallstadt. Auf einer mobilen Insel wurde vor langer Zeit aus Kristall eine der größten Städte der Randwelt erbaut. Auf jeden Fall aber eine der prächtigsten. Unter dem direkten Schutz des Dirac-Turms und auf der Handelsroute zwischen dem Norden und dem Süden gelegen, gedeiht die Stadt seit ihrem Anbeginn immer weiter. Armut gibt es fast nicht und selbst das, was man in der Kristallstadt als arm bezeichnet, würde andernorts für einen Fürsten reichen.
Der See selbst ist kalt und tief. Angeblich leben unsagbare Monster in seinen schwarzen Tiefen, die jedoch noch nie jemand gesehen hat...
Ich bedanke mich nun für Ihre Aufmerksamkeit. Wenn Sie meinen Ausführungen nicht folgen konnten, wird Ihnen ein Schreibsklave gerne eine Kopie des Protokolls anfertigen.
Sieg dem Hohen Rat!
Pause für Applaus
Historischer Ausschnitt einer geheimen Sitzung des Hohen Rates der Kultisten bezüglich der Eroberung des Nördlichen Königreiches.
Vortragender: Lord Boltor, ranghoher Spion im Nördlichen Königreich und Meister aller Agenten (es gab in der Tat sieben Meister aller Agenten, daher verweilte Lord Boltor augenscheinlich gleichzeitig an mehreren Orten der Welt)
gezeichnet: Archäologiedrohne 4 von 17, 100 Jahre nach "Hier wohnen Monster"